"OKTAGON 78" in Köln "Manchmal denke ich: Warum tue ich mir das an?"

Am Samstag werden eine Reihe von MMA-Kämpfe aus Köln im TV übertragen. Ein junger Kämpfer hofft auf den nächsten Schritt – ganz ohne Angst vor der Brutalität.
Die Kölner Lanxess-Arena wird am Samstagabend zur Kampfarena, und das auch zur besten Sendezeit bei RTL: Der Privatsender überträgt erstmals die Kampfserie der besten europäischen Kämpfer im Mixed Martial Arts (MMA). Beim "OKTAGON 78" treffen sich zahlreiche Größen der Szene zum Duell – darunter ein junger Rheinländer, der zeigen will, dass sein spektakulärer Einstieg in die Profi-Szene kein Zufall war.
Der 22-jährige Altin Zenuni aus Düsseldorf möchte am Samstagabend vor 20.000 Zuschauern in der Halle den nächsten Schritt in seiner jungen Profikarriere gehen.
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Gegen 18.30 Uhr wird sein Kampf gegen den Tschechen Marcel Máša erwartet – später folgen weitere Duelle mit den anderen, in der Profi-Szene bereits etablierten Kämpfern.
Mit t-online hat der Düsseldorfer über seine Erwartungen an den Abend gesprochen, seinen großen Traum – und über die Brutalität in den Kämpfen.
t-online: Sie treten am Samstagabend in Köln an – als Düsseldorfer. Wovor haben Sie mehr Angst: Ihrem Gegner oder dem Kölner Publikum?
Altin Zenuni: Angst ist das falsche Wort. Aber ich habe Respekt davor, Leute zu enttäuschen, die mir nahestehen – meine Eltern, Freunde und Familie, die von weit herkommen, um mich zu sehen. Vor dem Gegner habe ich keine Angst, ich kenne meine Qualitäten.
Wie bereiten Sie sich auf diesen Kampf vor?
Ich bin immer im Training – nicht nur, wenn ein Kampf ansteht. Morgens trainiere ich, dann ruhe ich mich aus, esse gut, manchmal schlafe ich ein bisschen und abends folgt die zweite Einheit. So läuft das über sechs bis acht Wochen. Wir bekommen wöchentlich Trainingspläne: Morgens zum Beispiel Grappling – also Bodenkampf – und abends Ringen, immer so für eine Stunde.
Das wechselt ständig, damit es nicht monoton wird, ein wirklich sehr hartes Training. Ich bin abends oft völlig erschöpft. Deshalb sollte man immer auf seinen Körper hören: Wenn ich merke, es geht nicht mehr, mache ich einen Tag Pause.
MMA gilt als besonders riskanter Kampfsport, da fließt auch mal Blut – Kämpfer erleiden teils schwere Verletzungen. Warum tun Sie sich das an?
Ich mache das, seitdem ich 14 bin – MMA ist zur Gewohnheit geworden. In meinen 36 Amateurkämpfen ist auch mal Blut geflossen: Die Kämpfe waren meine Vorbereitung für die Profis, wo es noch härter zugeht. Ich hatte bei einem Amateurkampf mal einen Cut an der Stirn: Das Blut floss über meine Augen, ich hab kaum was gesehen.
In dem "Time Out" hatte ich dann ein paar Minuten Zeit, mir das Blut wegzuwischen. Mit dem ganzen Adrenalin im Kampf realisiert man so etwas gar nicht so recht. Solche Momente haben mich aber auf die Profis vorbereitet.
Reizt Sie der Adrenalinschub im Kampf?
Dieser Sport ist eine Hassliebe. Ich liebe ihn, aber manchmal denke ich mir: "Warum tue ich mir das an?" Wenn ich in den Cage gehe, ist da nur noch Adrenalin, ich hab dann einen Tunnelblick. Und wenn ich dann gewinne, weiß ich: Es hat sich gelohnt.
Es gab noch nie einen Kampf, wo es mir zu brutal geworden wäre. Ich hatte zum Glück noch keine größeren Verletzungen. Bei den Profis ist es jetzt ein wenig extremer: Knie- und Ellbogenschläge sind teilweise erlaubt, auch dünnere Handschuhe – das kann auch mal ein bisschen brutaler werden.
Sie studieren auch noch Wirtschaftsingenieurwesen in Düsseldorf. Sind sie mehr Student oder mehr MMA-Kämpfer?
Wenn ich meinen Bachelor mal habe, kann ich immer noch arbeiten gehen. Aber das sind jetzt die goldenen Jahre im Kampfsport für mich – deshalb fokussiere ich mich jetzt darauf. Ich will in die UFC (die große US-amerikanische MMA-Liga, Anm. d. Red.), die Champions League des MMA.
Wenn das nicht klappt, hab ich mit dem Wirtschaftsingenieurwesen immer noch einen Plan B.
Was sagen Ihre Kommilitonen zu Ihrem Sport?
Respekt ist schon da. Jeder weiß natürlich, was ich so mache, aber ich bin ein ganz normaler Student – bin cool mit jedem. Es ist ja auch nicht so, dass sich beim MMA zwei Leute einfach kaputt schlagen. Da steckt so viel mehr dahinter: Es geht um Technik, Taktik und Timing.
Woran erkennt denn jemand, der sich die MMA zum ersten Mal anschaut, einen guten Kämpfer?
Ein guter Kämpfer behält die Ruhe – obwohl er vor Publikum kämpft und voller Adrenalin ist. Er führt die Techniken genau so aus, wie er sie im Training geübt hat. Leute, die die Kontrolle über sich verlieren, schlagen dann einfach los. Man sollte unbedingt ruhig bleiben.
Was bedeutet es für MMA, dass der Sport erstmals im Free-TV zu sehen ist?
Ein großer Schritt. Vor zehn Jahren gab’s kaum Amateurkämpfe, die Leute haben direkt im Profibereich angefangen. Wir sind jetzt wirklich in einer guten Zeit: Jetzt kommen 20.000 Leute in die ausverkaufte Lanxess-Arena. Das zeigt, wie sehr der Sport gewachsen ist.
Vielen Dank für das Gespräch.
- Telefonat mit Altin Zenuni
- Eigene Berichterstattung


