1. FC Köln Vom Bolzplatz zum Millionen-Mann: Das ist Said El Mala

In nur vier Jahren: Wie sich Said El Mala vom aussortierten Jugendspieler zum teuersten Profi des 1. FC Köln entwickelt hat und nun für die DFB-Elf nominiert wurde.
Als Said El Mala im Sommer 2021 beim Nachwuchs von Borussia Mönchengladbach ausgemustert wird, will er eigentlich alles hinschmeißen. Fußball? Abgehakt. Der Traum vom Profi scheint geplatzt. Doch sein Bruder Malek gibt nicht auf – und überredet ihn, weiterzumachen. Nur vier Jahre später gilt Said El Mala als eines der spannendsten Talente im deutschen Fußball – das scheint auch Julian Nagelsmann, Coach der deutschen Nationalelf, so zu sehen und beruft den Youngster im November in den DFB-Kader. Das Portal "Transfermarkt.de" schätzt den Marktwert des 19-Jährigen auf 18 Millionen Euro – so hoch wie bei keinem anderen Spieler des 1. FC Köln.
Vom Rauswurf zur Renaissance
El Mala wächst mit seinen Eltern, seiner kleinen Schwester und Bruder Malek in Krefeld auf. Auch sein Vater, der aus dem Libanon stammt, spielt früher selbst Fußball – nach den Spielen gibt es oft noch eine Stunde Analyse mit ihm. Bei Borussia Mönchengladbach gelten die Brüder lange als großes Versprechen, ehe beide 2021 aussortiert werden. "Es war nicht so leicht, das zu verarbeiten. Von null auf hundert einfach raus. Da fragst du dich als 14-Jähriger: Was habe ich falsch gemacht?", sagt El Mala später im Gespräch mit "Radio Köln".
Nur weil Malek ihn überzeugt, beim TSV Meerbusch unweit des Elternhauses weiterzuspielen, bleibt Said dem Fußball überhaupt treu. "Ich habe ihn überredet, dass wir zumindest noch mit unseren Freunden spielen", sagt Malek im "GeißbockEcho". In Meerbusch finden die Brüder den Spaß am Fußball wieder – und überzeugen. Nach einem Probetraining landen sie 2023 bei Viktoria Köln. "Die Viktoria war der einzige Verein, der in uns etwas gesehen hat", sagt Said.
In Höhenberg laufen beide zunächst für die U19 auf: Said kommt auf elf Tore und sechs Vorlagen in 19 Spielen, Malek trifft zehnmal und bereitet sieben Tore vor. Schnell werden sie auch für die Profis des damaligen Trainers Olaf Janßen interessant. Im Februar 2024 gibt Said sein Drittliga-Debüt beim 2:5 gegen Saarbrücken, trifft später erstmals und legt ein weiteres Tor auf. Zu diesem Zeitpunkt hat der 1. FC Köln längst Interesse.
Darum hat der 1. FC Köln den Zuschlag bekommen
Im Sommer 2024 verpflichtet der FC den Youngster – und sticht dabei auch Borussia Dortmund aus. Der entscheidende Punkt: Köln will beide Brüder, nicht nur Said. Die Geschwister sind auch neben dem Platz eng miteinander verbunden, bilden inzwischen eine Wohngemeinschaft in Köln und fahren jeden Tag gemeinsam zum Geißbockheim.
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Wegen der Transfersperre des FC bleibt das Duo 2024 aber zunächst auf Leihbasis bei Viktoria. In der Saison 2024/25 gelingt Said der endgültige Durchbruch: In 32 Spielen trifft er 13-mal, bereitet fünf Tore vor und wird zum Newcomer der Saison in der 3. Liga gewählt.
Said El Mala: EM-Topscorer und begehrt in England
Bei der U19-Europameisterschaft sorgt El Mala mit vier Toren und drei Vorlagen als Topscorer für Aufsehen. Kurz darauf flattern in Köln die ersten Angebote aus England ein.
Premier-League-Klub Brighton & Hove Albion soll bis zu 20 Millionen Euro geboten haben – und das, obwohl El Mala zu diesem Zeitpunkt noch keine einzige Bundesliga-Minute absolviert hat.
"Ich gehe relativ locker damit um. Das macht nichts mit mir", sagt der Stürmer. "Natürlich freut es mich, wenn andere Clubs Interesse haben oder man mehr in den Medien steht. Aber mir ist wichtig, klar im Kopf zu bleiben. Ich glaube, das bin ich. Darauf bilde ich mir auch nichts ein, weil ich einiges vorhabe in den kommenden Saisons." Für den FC ist ein Verkauf derweil keine Option. Sportdirektor Thomas Kessler verlängert mit Said und Malek bis 2030, ohne Ausstiegsklausel.
Vom Straßenfußballer zum Shootingstar
Inzwischen steht Said El Mala bei sechs Bundesliga-Einsätzen, fünf davon als Joker. Zwei Tore und eine Vorlage hat er bereits erzielt. Wertvoller als El Mala waren in der Vereinsgeschichte nur Jonas Hector, Anthony Modeste und Lukas Podolski mit je 20 Millionen Euro noch teurer.
Was El Mala besonders macht, ist sein unbekümmerter Spielstil: Mutige Dribblings, enge Ballführung, Tempo, Eins-gegen-Eins – Fußball, wie man ihn auf der Straße lernt. "Wir waren viel auf dem Bolzplatz, da machst du auch einfach mal außerirdische Sachen", sagt er. "Wenn ich den Ball kriege, gehe ich sofort ins Eins-gegen-Eins. Wenn ich den Ball verliere, hole ich ihn mir wieder und gehe beim nächsten Mal wieder rein. Das ist in meinem Kopf abgespeichert."
Sogar Bundestrainer Julian Nagelsmann sagt jüngst während der Länderspielause: El Mala sei "ein super Spieler", der "sicherlich auch ein Top-Spieler" werde, wenngleich er "noch Schritte zu gehen" habe. Lukas Podolski, mit dem er häufig verglichen wird, lobt: "Der geht drauf, der macht, der geht."
Der FC schützt sein Juwel
Beim FC will man den Hype bremsen. El Mala soll sich auf Fußball konzentrieren, Interviews und öffentliche Auftritte sind vorerst tabu. Trainer Lukas Kwasniok betont regelmäßig, wie wichtig Geduld sei. Ob El Mala den hohen Erwartungen gerecht wird, bleibt abzuwarten. Doch mit seinem bodenständigen Elternhaus und dem engen Verhältnis zu Bruder Malek scheint er gewappnet.
Said El Mala ist der Inbegriff eines modernen Straßenfußballers: verspielt, direkt, furchtlos. Dass sein Weg über Rückschläge, Amateurplätze und eine Portion Zufall führt, macht ihn umso spannender. Vielleicht ist genau das sein größter Vorteil: Er wurde nie glattgebügelt – sondern hat gelernt, sich auf dem Bolzplatz durchzusetzen.
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