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Kölner Drogenkrieg: Mutmaßlich hochrangige Bandenmitglieder angeklagt


Kölner Drogenkrieg
Mutmaßlich hochrangige Bandenmitglieder angeklagt

Von t-online, shh

29.09.2025Lesedauer: 3 Min.
Angeklagter im Drogenkrieg: Said T. (Name geändert) muss sich wegen bandenmäßigem und teilweise bewaffnetem Handel mit Betäubungsmitteln vor Gericht verantworten.Vergrößern des Bildes
Angeklagter im Drogenkrieg: Said T. (Name geändert, r.) muss sich wegen bandenmäßigem und teilweise bewaffnetem Handel mit Betäubungsmitteln vor Gericht verantworten. (Quelle: Sebastian Hahn)
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Mehr als eine Tonne Marihuana soll eine Kölner Drogenbande in einer Woche erhalten haben. Eine Lieferung ging dabei allerdings schief.

In den Prozessen um den Kölner Drogenkrieg sind erstmals zwei mutmaßlich hochrangige Mitglieder der Kalker Drogenbande angeklagt worden. Said T. und Omar K. (beide Namen geändert) müssen sich dabei wegen des bandenmäßigen Handels mit Betäubungsmitteln, teilweise bewaffnet, vor Gericht verantworten. Sie sollen fast direkt dem mutmaßlichen Bandenchef Sermet A. unterstellt gewesen sein.

Es ist das erste Mal, dass die Staatsanwaltschaft konkret vermutet, dass zwei Angeklagte eine hochrangige Stellung innerhalb der Bande eingenommen haben könnten. Said T. und Omar K. sollen dabei gleichberechtigt gewesen sein und nur Sermet A. und seiner rechten Hand Ozan K. (Name geändert) unterstellt gewesen sein. Ihre Aufgabe laut Anklage: Die Organisation von Drogenverkäufen vor Ort sowie der Einkauf größerer Mengen aus den Niederlanden und Marokko.

Kölner Drogenbande: Kiloweise Drogen in Deutschland verteilt

Said T. soll dabei vor allem mit der "Logistik" vor Ort betraut gewesen sein. Er soll größere Lieferungen angenommen haben und diese dann von Köln aus weiterverteilt haben. Dabei unterhielt die Bande laut Ermittlern unter anderem Verbindungen nach Dresden, München und Frankfurt am Main. Die Drogen wurden meist in Koffern transportiert, in ICE-Zügen oder Regionalbahnen.

Seit spätestens November 2023 soll die Bande zusammengearbeitet haben, pro Woche wurden demnach mehrere Kilo an Betäubungsmitteln umgesetzt. Darunter Marihuana, Kokain und Heroin. Alleine binnen einer Woche Ende Juni 2024 erhielt die Gruppe in zwei Lieferungen mindestens 1,2 Tonnen an Marihuana. In die Lieferungen sollen auch die beiden Angeklagten involviert gewesen sein.

Hochrangige Bandenmitglieder angeklagt: Es geht um 1,2 Tonnen Marihuana

Zunächst hatte die Gruppe am 19. Juni 2024 eine Lieferung von 586 Kilogramm Marihuana in einem Lkw in Ehrenfeld erhalten, später wurden die Drogen in eine Lagerhalle in Leverkusen gebracht. Dort soll Said T. unter anderem auf die Drogen aufgepasst und sich mit der Weiterverteilung befasst haben. Auch Omar K. soll in die Taten involviert gewesen sein.

Nur zwei Tage später erreichte eine weitere Lieferung von 703 Kilogramm Marihuana eine Lagerhalle in Hürth. Auch dort waren die beiden Angeklagten beteiligt, Said T. sollte die Bewachung der Drogen koordinieren. Diese ging allerdings schief. Unbekannte stürmten die Halle mit Maschinenpistolen, fesselten den einzigen Bewacher und flohen mit der Hälfte der Drogen.

"Das wird eskalieren": Drogenbande sucht Verräter nach Raub

Said T. räumte am Montag ein, dass er bei beiden Lieferungen vor Ort war. Er habe Angst vor Sermet A. gehabt, weil er für den Schutz der Drogen verantwortlich gewesen und beim Überfall nicht in der Halle war. Eine Nachricht habe ihn darin bestätigt. In der schreibt ihm ein "John Wick": "Bruder, das wird jetzt leider eskalieren. Das ist keine Kinderkacke." "John Wick" ist laut Ermittlungsergebnissen ein Deckname von Sermet A.

Said T. erklärt, dass er durch die Coronapandemie familiäre Probleme bekommen hätte. Sein Vater sei ihm gegenüber handgreiflich geworden. Mit 17 Jahren habe er das erste Mal auf der Straße gelebt und die falschen Leute kennengelernt. Bei einem Drogentransport aus Marokko nach Deutschland wurde er in Frankreich verhaftet und zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt, allerdings vorzeitig nach Deutschland abgeschoben.

Kopfgeld von 100.000 Euro: Angeklagter taucht im Drogenkrieg unter

Im Anschluss habe er in der Drogenbande geholfen, um schnell Geld zu verdienen. Denn er musste Schulden abbezahlen, weil er in Frankreich mit einer großen Menge an Drogen erwischt worden war. Kurz vor der Tat habe er darüber nachgedacht, aus dem Geschäft aussteigen zu wollen.

Nach dem Raub aus der Lagerhalle in Hürth wird Said T. gemeinsam mit weiteren Bandenmitgliedern in der Halle gefesselt und befragt. Der mutmaßliche Bandenchef Sermet A. vermutet, dass ein Verräter in den eigenen Reihen den entscheidenden Tipp gegeben hat. Said T. sagt zu der Geiselnahme: "Ich habe gedacht, ich komme da nicht mehr lebend raus."

Wenige Tage später taucht er unter, in Chats wird für den "Grasdieb" ein Kopfgeld von 100.000 Euro ausgesetzt. Mit dabei ist ein Foto von Said T. Im Januar 2025 stellt er sich der Polizei.

Befangenheitsantrag gegen Richter in Köln gestellt

Der Mitangeklagte Omar K. schweigt zu den Vorwürfen, sein Verteidiger André Birkner stellt stattdessen einen Befangenheitsantrag gegen Richter Michael Greve. Dieser hatte erst in der vergangenen Woche ein Urteil in den Prozessen um den Kölner Drogenkrieg gefällt und sei deswegen voreingenommen.

Angesetzt sind bis Ende November 16 Verhandlungstage. Parallel laufen noch drei weitere Verfahren um den Drogenkrieg, davon zwei um eine Geiselnahme in Rodenkirchen. Der Prozess gegen Sermet A. und Ozan K. soll in den nächsten Wochen starten.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Eigene Berichterstattung
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