Haushaltsjahr 2024 Köln rutscht tief ins Minus – Rekorddefizit erwartet

Die Stadt hat 2024 ein Rekorddefizit von 294 Millionen Euro verzeichnet. Trotz steigender Einnahmen wuchsen die Ausgaben deutlich stärker – vor allem für Soziales, Personal und Schulen.
Die Stadt Köln hat das Haushaltsjahr 2024 mit einem Fehlbetrag von 294 Millionen Euro abgeschlossen – und damit das größte Defizit ihrer jüngeren Geschichte. Zum Vergleich: 2023 lag das Minus noch bei lediglich 9,2 Millionen Euro. Der Jahresabschluss, den die Verwaltung jetzt vorgelegt hat, gilt als Vorbote für eine lange Phase massiver Defizite.
"Schon länger habe ich darauf hingewiesen, dass wir uns in Zukunft vieles nicht mehr leisten können und Prioritäten setzen müssen – auch wenn das für viele Kölnerinnen und Kölner schmerzhafte Einschnitte bedeutet. Die Kommunen befinden sich in der größten Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg", sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Sie fordert vom Bund und Land NRW zusätzliche, frei einsetzbare Mittel sowie eine Altschuldenlösung.
Auch Stadtkämmerin Dörte Diemert macht Druck: "Trotz der massiven Herausforderungen haben wir in 2024 unser Planergebnis fast erreicht und damit solide gewirtschaftet. Angesichts der dramatischen Verschlechterung der Rahmenbedingungen wird es jedoch kein ‚Weiter so‘ geben können."
Rekorddefizit: Ursachen für die Schieflage
Die Einahmen der Stadt entwickelten sich zwar positiv: Köln nahm 2024 insgesamt 6,04 Milliarden Euro ein – rund 507 Millionen mehr als im Vorjahr. Allein die Steuereinnahmen stiegen auf 2,98 Milliarden Euro, ein Plus von knapp 138 Millionen Euro gegenüber der ursprünglichen Planung. Vor allem die Gewerbesteuer trug dazu bei (+96,9 Mio. €). Auch Bund und Land überwiesen deutlich mehr Mittel, etwa über Zuweisungen und Umlagen.
Doch die Ausgaben explodierten parallel: Köln gab im Jahr 2024 rund 6,34 Milliarden Euro aus – und damit über 500 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. Haupttreiber:
- Transferleistungen insgesamt 2,5 Milliarden Euro, davon rund 1,5 Milliarden Euro Sozialausgaben
- Personal- und Versorgungskosten: Anstieg um ca. 170 Millionen auf 1,6 Milliarden Euro
- Schulträgertätigkeiten: 801 Millionen Euro, ein Plus von rund 90 Millionen Euro
- Kliniken der Stadt Köln, wirtschaftliche Jugendhilfe und steigende Zinslasten drückten ebenfalls massiv
Damit konnten die gestiegenen Einnahmen die Ausgabensteigerungen nicht annähernd kompensieren, teilte die Stadt am Dienstag in einer Mitteilung mit.
Haushalt: 2026 soll das Defizit weiter steigen
Und die Entwicklung dürfte sich fortsetzen: Bereits für 2025 plant Köln im Doppelhaushalt mit einem Minus von rund 399 Millionen Euro. 2026 soll das Defizit weiter auf fast 444 Millionen Euro steigen.
Die Gründe dafür bleiben dieselben: Sozial- und Jugendausgaben, Gesundheitsversorgung, Schulen, steigende Zinsen und hohe Tarifabschlüsse. Hinzu kommt die unsichere weltwirtschaftliche Lage, die besonders auf die Gewerbesteuern durchschlagen kann.
- Mitteilung der Stadt Köln vom 20. August 2025
- ratsinformation.koeln.de: "Betreff Haushaltsrechtliche Unterrichtung des Rates" vom 20. August 2025
